Mittwoch, November 06, 2024

US-Wahl: Überraschung? Nicht wirklich.


Sind wir mal ehrlich: Bevor Biden aus dem Wahlkampf ausgestiegen ist, hat sich doch niemand für Kamala Harris interessiert. Das traurige ist, dass sie nicht mal unbeliebt war, da man von ihr im Grunde nichts mitbekommen hat, sie blieb einfach komplett blass. Profil? Fehlanzeige. Erst nachdem man Biden (von außen betrachtet zurecht) abgesägt hat, wurde sie als große Retterin der Demokratie auserkoren.
Rebranding at it´s best.

Achtung, bissiger Kommentar:
Es langt (als afroamerikanische Frau im Erwerbsalter) offensichtlich nicht, nur das Gegenstück zum alten weißen Mann zu sein, um eine Wahl zu gewinnen.

Hier habe ich auf Deutschland bezogen geschrieben:
"Da ging es nicht um Klima, Rente, Infrastruktur etc, da ging es in 99% aller Diskussionen nur darum, die AfD zu verhindern. Das eigene Programm? Unwichtig, man ist ja nicht rechts, dass muss reichen."

Und das gilt auch in den USA. "Ich bin wenigstens nicht Trump" ist halt zu wenig, irgendwo braucht es auch Inhalte. Und da kam anscheinend eben zu wenig, mir fällt bis auf das Thema Abtreibung auch nur wenig ein, was hängen geblieben ist. Natürlich sind Themen wie z.B. Selbstbestimmung wichtig, aber das interessiert die Meisten - weil nicht betroffen - eben kaum, die haben ihren Fokus eher auf Preise für Lebensmittel und Energie gerichtet.

Kleiner Verweis auf Statista: Die Wähler trauten Harris zwar bei den Themen Abtreibung, Selbstbestimmung, Bildung. Gesundheit und Umweltschutz mehr zu, Trump führte dafür bei den Punkten Kriminalitätsbekämpfung, Außenpolitik inklusive Russland und Israel, Immigration, Inflation und Wirtschaft.

Trump hingegen hat sich eigentlich zu allem geäußert, zwar relativ planlos und häufig unrealistisch (hoffe ich zumindest, 100% Zoll auf deutsche Autos wäre für uns jetzt nicht so sexy), aber man kann ihm nicht vorwerfen, zu wenig Themen angeschnitten zu haben. Man muss ihm lassen, dass er im Gegensatz zu Harris die Amerikaner besser abgeholt hat (was uns mit der AfD auch noch blühen kann, Reizthema Migration, aber das würde jetzt ausufern).

Trotzdem bleibt er in vielen Punkten unberechenbar. Schlimm genug, dass er sich zu leicht von fragwürdigen Quellen (Fox/Tucker Carlson, Breitbart, "They’re [immigrants] eating the dogs. They’re eating the cats") bewusst oder unbewusst beeinflussen lässt, er verbreitet diese absurden Behauptungen halt auch noch. Selten habe ich von einem Politiker so viel offensichtlich falschen Unfug gehört. Und das der mächtigste Mann der Welt ein in 34 Anklagepunkten schuldig gesprochener Verurteilter ist, muss man auch erst einmal sacken lassen.

Im Kreml werden sie ihr Glück vermutlich kaum fassen können, während die Ukraine jetzt mehr denn je zittern muss - für Selenskyj  ist das Worst-Case-Szenario eingetreten. Aber auch bei uns werden einige dumm aus der Wäsche schauen, nicht nur wegen weiter zu erwarteten Flüchtlingen. Erst vor ein paar Tagen hat bei „Hart aber fair“ bspw. Frau Strack-Zimmermann in gewohnter Art „Trump hat nicht alle Tassen im Schrank” rausgehauen. Das darf man sicherlich denken, aber als Mitglied des europäischen Parlaments und Vorsitzende des Ausschusses für Sicherheit und Verteidigung, würde ich solche Aussagen nicht in Talk Shows kund tun.

Btw, neben Putin dürfte auch Elon Musk Luftsprünge machen. Taylor Swift hat sein Angebot sie zu schwängern (ehrlich, was für ein kranker Typ, mehr Hybris geht nicht) zwar ausgeschlagen, aber Trump wird sein Angebot, ihn in irgendeiner Position - und sei es nur Berater - zu unterstützen, zu 99% annehmen. Trump erneut Präsident und Musk vermutlich Teil der Regierung - Das das einmal Fakt ist, hätte ich nicht gedacht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen