Es wurde ja schon länger diskutiert, aber jetzt haben die Jusos das Grunderbe beim Bundeskongress offiziell gefordert (auch wenn man natürlich vieles fordern kann).
Auf den ersten Blick hört sich das ja gar nicht schlecht an: Ein Freibetrag von einer satten Million und dann progressiv mit 10% -Punkten pro weiterer Million. In Deutschland leben aktuell gut 500.000 Millionäre, d.h. - wenn man davon ausgeht, dass sie alle erbschaftssteuerpflichtig sind - nur ein Bruchteil der Bevölkerung betroffen wäre. Eat the rich, mal schööön die Reichen schröpfen, Recht so!
(Für´s Protokoll, ich bin davon natürlich/leider nicht betroffen)
Und ich muss zugeben, 60.000€ zum 18. Geburtstag (bzw. generell 60.000€) wären schon nett gewesen, damit hätte ich schon was anzufangen gewusst. Würde ich auch ehrlich jedem gönnen, aber ich halte den Vorschlag, zumindest so wie ich ihn verstehe, für Käse. Die Kosten würden sich derzeit auf ca. 45 Milliarden belaufen, wie soll man die von jetzt auf gleich mit einer einzigen Steuer refinanzieren?
Klar, prinzipiell würde ich auch sagen, hey, eine Million Freibetrag, von der zweiten hat man immerhin noch 900.000, von der dritten 800.000, von der vierten 700.000, da verarmt doch keiner. Jetzt ist halt das Ding, dass die wenigsten Millionäre ihr Vermögen irgendwo auf einer Bank oder unter dem Kopfkissen rumliegen haben; das meiste Geld dürfte gebunden sein, u.a. in Unternehmen, Stichwort der berühmte gehobene Mittelstand.
Nehmen wir mal einen Betrieb, der - ohne Gewinne versteckt zu haben - seine 250.000€ plus im Jahr macht. Der hat je nach Branche doch locker im zweitselligen Millionenbereich Anlagevermögen in der Bilanz stehen. Wenn da der Chef bzw. die Chefin den Weg alles irdischen geht und im Zweifel nur ein Erbe vorhanden ist, geht das in die Hose. Ein Rechenbeispiel mit einem Unternehmen, dass nach Abzug der Verbindlichkeiten 10 Millionen in Gebäuden, Fuhrpark, Produktionsmaterialien hat:
Der Fiskus kommt und sagt, servus, wir bekommen bei 10 Millionen Vermögen 4,5 Millionen Erbschaftssteuer (wenn ich mich nicht vertan habe). Bäm, Game over. Was soll der Erbe machen? Der hat keine 4,5 Millionen Cash rumliegen. Klar, der kann natürlich Teile des Anlagevermögen veräußern und z.B. Büroräume verkaufen oder sein Lager verkleinern. Aber wo sollen dann seine Angestellten arbeiten bzw. Ware gelagert werden? Nach Sonderausgaben in dieser Höhe ist der Erbe zwar immer noch sehr reich, aber der Betrieb insolvent. Oder er darf sich zumindest gezwungenermaßen gesundschrumpfen, was zu gut deutsch betriebsbedingte Kündigungen heißt.
Meiner Meinung nach eine Milchmädchenrechnung par excellence...
Btw, der Blog hier ist dieses Jahr übrigens 18 geworden ;)