Mittwoch, November 10, 2010

Stuttgart 21



Auch wenn man es nach dem Video vermuten könnte, ich will mich jetzt nicht über Verhältnismäßigkeiten, gewaltbereite Cops oder Politiker etc. auslassen, ausnahmsweise hinterfrage ich mal die Massen. Der Spruch "Ein Volk sollte keine Angst vor seiner Regierung haben, eine Regierung sollte Angst vor ihrem Volk haben" hat natürlich was, auch „Alle Macht dem Volke“ ist nicht schlecht (auch wenn mich das bei Betrachtung der Musikcharts ziemlich traurig stimmt), aber manchmal muss man auch einsehen, dass Dinge (gewaltig) schief laufen.
Mich stört bei Stuttgart 21 verschiedenes:

1)Die Darstellung in den Medien: Einseitiger geht’s ja kaum...Ich gebe zu, dass ich viele Dinge nur schwarz oder weiß sehe, aber bei objektiven Medien sollte die Berichterstattung meiner Meinung nach anders aussehen. Wenn jemand einen konstruktiven Text mit schlüssiger Argumentation, Pro/Contra, einen unvoreingenommen Beitrag o.ä. gelesen bzw. gesehen hat, immer her damit, mir ist noch nichts derartiges zwischen die Finger gekommen...

2)Die Art und Weise der Demonstration: Leider kommt es immer wieder vor, dass ein Polizist austickt und meint, er müsse jetzt mal jemanden verprügeln, und wie es scheint, erwischt es auch wirklich oft den Falschen. So etwas dürfte einfach nicht passieren, vor allem, weil es häufig vorkommt (Wurde und wird von mir auch (zurecht) angeprangert). Das dann auch noch jemand sein Augenlicht verliert...bitter...Aber auch wenn es jetzt keiner hören will, ich finde der Rentner trägt eine Teilschuld.
- Der Einsatz von Wasserwerfern wird mehrmals angekündigt, in dem Alter haue ich da halt ab. Es wird sich wohl herumgesprochen haben, dass die da nicht mit Wasserpistolen hantieren.
- Wenn man an vorderster Front steht hat man immer das Risiko, dass man etwas abbekommen könnte. Wer vorne mitmischt, muss auch mit Konsequenzen rechnen. Sagt sich leicht, aber so ist es eben.
- Auch wenn er nur eine Kastanie geworfen hat, friedliches demonstrieren sieht anders aus. Und besser einen Wasserwerfer einsetzen, als die Kastanien zurückwerfen, oder?
Sicherlich sind auch die Einsatzkräfte nicht unschuldig, aber niemand kann gewollt haben, dass der arme Kerl jetzt vermutlich blind ist. Ist alles mehr als unglücklich gelaufen, aber auch wenn die Polizei vielleicht zu aggressiv vorgegangen ist, völlig ungerechtfertigt war der Einsatz wohl nicht.

3)Viel Lärm um Nichts: Hallo? Es geht nur um einen lausigen Bahnhof! Klar, die Kosten sind beträchtlich (knapp über 4 Mrd. soweit ich weiß), aber schaut euch doch mal an, für was Steuergelder sonst so verpulvert werden (für Eurofighter z.B. sind 25 Mrd. an Ausgaben vorgesehen)...Da kriegen die Leute einmal ihren Arsch hoch, und dann für einen Bahnhof. Sonst ist die Faust nicht so schnell gehoben bzw. wird nur diskutiert, aber nichts gemacht. Wie wäre es, wenn sie mal bei Einschränkungen der Bürgerrechte (Vorratsdatenspeicherung, Überwachung...) auf die Straße gehen würden??? Aber es gibt halt immer wieder Leute, die aus Spaß an der Freude demonstrieren, weil es der Rest eben auch macht...

4)Neben dem Wie und Warum: Der Zeitpunkt: Die Planungen für Stuttgart 21 gehen über 15 Jahre zurück (übrigens, 1995 war über die Hälfte der Stuttgarter FÜR den Ausbau und nicht mal ein Drittel dagegen...), da könnte ja man auf die Idee kommen, etwas zu machen, bevor die Bagger vor einem stehen und die Bauarbeiten schon begonnen haben. Gut, vor 3 Jahren wurde wohl ein Bürgerbegehren angestoßen, aber eben einfach ein paar Jährchen zu spät. Hätte man sich vorher Gedanken machen sollen, Zeit war genug vorhanden. Btw, alle Parteien, allen voran die Grünen, die jetzt auf die CDU schimpfen: Jahrelang das Projekt befürwortet oder zumindest geduldet, aber jetzt die Klappe aufreißen, jammern und auf Stimmenfang gehen. Heuchler...Hattet wie andere Gegner ausreichend Zeit, Gegenmaßnahmen in die Wege zu leiten (Erinnert mich an meine Raucherfreunde: Nicht einer war abstimmen, aber alle beschweren sich über die verschärften Raucherschutz. Jetzt ist es zu spät...).

Um alles mal ein wenig zu relativieren: Prinzipiell heiße ich es ja gut, wenn sich Leute für eine vernünftige Sache einsetzen bzw. ungerechtfertigte Gegebenheiten nicht hinnehmen und ändern wollen. Allerdings ist das Wann und vor allem das Wie wichtig. Blinder Aktionismus ohne ein Minimum an Hintergrundwissen bringt gar nichts. Und wie so oft: Nicht alles nachbeten was man in Zeitungen, Foren, Blogs (mein Beitrag eingeschlossen), Leserbriefen, Fernsehberichten etc. als Meinungsmache vorgesetzt bekommt. Man muss ja nicht zu allem und jedem eine Meinung haben, aber wenn man eine hat, sollte es wenigstens die eigene sein...

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