Ohne smarte Einleitung meine Gedanken zu den Sonntagswahlen:
Auch wenn ich es schon mehrfach erwähnt habe: So ist Demokratie nun mal, und das ist auch gut so. Die Wahlbeteiligung lag bei ca. 75%, und von
denen hat in Teilen fast jeder Dritte die AfD gewählt. Und auch wenn man das
nicht wahrhaben will, dass ist repräsentativ. Mark my words, dass ist kein
ausschließlich ostdeutsches Phänomen. Die AfD solo wird im Bund hoffentlich
nie auf solche Zahlen kommen, aber wenn der Hype um BSW anhält (Es ist unter´m
Strich schwer erklärbar, wie BSW mit Plakaten einer Kandidatin, die nicht einmal
zur Wahl stand, und Themen, die weder im sächsischen noch im thüringischen
Landtag entschieden werden, solche Erfolge erzielt), kommen AfD+BSW bei der
nächsten Bundestagswahl locker auf 25%-30%.
Aber warum ist das so? Im Osten hat´s nicht mal viele Ausländer,
dafür ordentlich Unmut, Leerstand, schlechte Infrastruktur, wenig Nachwuchs etc.
Es ist ein Teufelskreis aus Abwanderung, weiterem Rückgang der Infrastruktur
und Wohlstandsverlust, sofern der mal vorhanden war. Sicherlich nicht
überall, aber in genug Regionen, dass solche Ergebnisse zustande kommen. Der
ein oder andere wird auch rechtes Gedankengut haben, aber sicherlich nicht alle. Ich habe
das Gefühl, dass sich die Wähler von den Altparteien nicht verstanden fühlen
(euphemistisch ausgedrückt), und dafür kann ich persönlich keinem böse sein. Selbst
ohne Migranten, Flüchtlinge oder Asylbewerber und mit einem umgebauten
Sozialsystem würden die Kernprobleme dort nicht gelöst werden.
Und hier kommen wir zum Punkt, der sich auch bei der
nächsten Bundeswahl bemerkbar machen wird. Man ist am Bürger nicht mehr so nah
dran, wie man sein sollte, Volkspartei darf sich da eigentlich keine mehr schimpfen.
Ein Kevin Kühnert meint, dass die "gute" Politik nicht ausreichend
gut kommuniziert wurde, eine Ricarda Lang sagt (und glaubt am Ende auch noch),
dass das Thema Migration für die Wähler keine Rolle gespielt hat und die CDU
ist halt zufrieden, da sie gewonnen hat, immerhin stagniert man. Und Gelb sagt
nichts, weil sie nirgends mehr vertreten sind. Ein Prozentpünktchen für einen
Regierungspartei, schallender kann eine Ohrfeige kaum sein.
Schwerwiegend ist meiner Meinung nach besonders die Fehlerkultur.
Die etablierten Parteien verlieren quasi alle an Zustimmung, aber wer ist
Schuld? Klar, natürlich der politische Gegner, wer sonst, selbst hat man schließlich
alles richtig gemacht. Aber halt, einen gibt es da auch noch, den Wähler. Und was ist
der - natürlich nur wenn er AfD oder BSW wählt? Dumm, da er die grandiose
politische Arbeit der Altparteien halt leider nicht versteht. Und mündige Menschen als
nicht intelligent zu bezeichnen ist selbstverständliche eine zielführende Idee.
Die Wahlstatistiken zeigen übrigens auch, dass besonders Wähler unter 30, also
die, die noch ein paar Dekaden wahlberechtigt sein werden, AfD und BSW gewählt
haben. Müssen wohl alles halb Schwachsinnige sein, wenn man der Rhetorik folgt…
Und wie eingangs geschrieben, Demokratie ist toll; wenn man
den bzw. allen alten Parteien überdrüssig ist, warum nicht den neuen eine Chance geben?
Ich glaube, dass geht gehörig nach hinten los, aber falls AfD und BSW in
Landesregierungen kommen sollten und da gute, vernünftige (!!!) Arbeit leisten,
warum nicht? Mit vernünftig ist im Übrigen auch gemeint, dass man sich morgens
im Spiegel noch anschauen kann. In diesem Fall würde ich mich über meine besserwisserische
Ignoranz nicht einmal ärgern. Aber bitte nicht falsch verstehen, ich halte
besonders die AfD nach wie vor für inakzeptabel und unwählbar (da diskutiere
ich auch nicht groß), aber ich kann den Frust der Wähler nachvollziehen, die
wie es scheint, seit Jahren mehr als enttäuscht sind.
Wobei ich leider nicht sagen kann, wie man die strukturellen Probleme - insbesondere bei Behörden - angehen will: Solange es keine
passenden oder einfach nur funktionierende Prozesse bei Ämtern und Behörden
gibt, ist es fast egal, wer regiert. Der Staat schafft es, zwei Tage nach der
Geburt eines Babys eine Steuer-ID zu vergeben, Steuererklärungen werden gefühlt
von zehn Personen geprüft und Ämter (bspw. Grundbuch & Co.) bei denen man
die Hand aufhält, reagieren auch verdächtig schnell. Hier wird mehr als
gründlich geprüft und diese Messlatte würde ich mir fairerweise auch bei
anderen Behörden wünschen. Anscheinend geht es ja, wenn man denn will... (Ja ja,
sehr pauschalisiert).
Aber don´t panic, auch wenn ich dümmer als eine KI bin (Ich habe kein 2er Abi...), aus der u30-Fraktion bin ich raus und dementsprechend besteht bei mir keine Gefahr, dass da irgendwann mal was blau wird...