Mich hat besonders die "Größe" gereizt, da es für dieses Line-Up ein relativ kleines Festival war. Im Vorfeld habe zumindest ich keine validen Zahlen gefunden, 2019 waren es laut einer dänischen Zeitung 25.000 Besucher, was ich so auch unterschreiben kann (Auf der deutschen Wikiseite steht was von 50.000 Besuchern 2018, was sich vermutlich aus knapp 17.000 Besuchern über drei Tage errechnet).
Camping
Etwas außergewöhnlich war die Campingsituation, da es zwei verschiedene Campingplätze gab:
Einen mehr oder weniger direkt am Festivalgelände und einen etwas weiter weg (ca. 2,5 Km, gab aber immer Shuttlebusse) direkt am Parkplatz. Man konnte sich also für Camping nahe des Autos oder nahe des Festivals entscheiden, wir haben uns für den in Festivalnähe entschieden. Praktisch war, dass man da zwar nicht dauerhaft parken, aber direkt am Eingang sein Hab und Gut ausladen durfte.
Kostentechnisch machte es keinen Unterschied (man hat pro Zeltplatz ca. 60 Euro gezahlt, bei größeren Zelten musste man zwei "Flächen" kaufen), wobei bei unserem Campingplatz die Duschen umsonst waren, die auf dem anderen Campingplatz wohl knapp 4€ gekostet haben (und auch nicht immer geöffnet hatten).
Wir hatten wie immer unser eigenes Zelt dabei, man hätte sich aber den Luxus gönnen können, sich ins gemachte Nest zu legen, da es drei verschiedene Miet-Varianten gab: Kleine Zelte, Tunnelzelte und solche klappbaren Hartschalen, wie man sie teilweise von VW-Bussen etc. kennt.
Allgemein kann man sagen, dass der Campingplatz sehr sauber war, was zum einen an den vielen Freiwilligen lag (auch wenn die ab und dann nur den Pfand aus dem Müll gepickt haben), ausreichend Mülleimern und dem Verbot von Gaskochern und Grills. Wobei es statt Raviolidosen und Co. natürlich auch genug anderen Plastikmüll gab, der von den Campern aber immer brav entsorgt wurde. Unterm Strich ging es da einfach zivilisierter als auf deutschen Festivals zu, was sich auch schon beim Hellfest in Frankreich oder dem Graspop in Belgien gezeigt hat. Praktisch war auch der 7eleven, der die Camper bis spät in die Nacht mit Bier, Eis oder leckeren Fleischspießchen versorgte.
Großer Pluspunkt waren die Toiletten (sowohl auf dem Campingplatz als auch auf dem Festival an sich), die alle über einen Festwasseranschluss verfügten und mit denen auch nicht geknausert wurde. Während man bspw. bei Rock im Park morgens bis zu einer Stunde anstehen und auch noch zahlen muss, gab es auf dem Copenhell nie (!) eine Schlange, weder bei Toiletten noch bei den Duschcontainern. Und zur Not hätte man sich auch einfach im Fluss erfrischen können, der täglich Festivalbadegäste begrüßen durfte.
So, genug vom Camping, kommen wir zum Festival:
Festival:
Das 10jährige Jubiläum ging über vier Tage, wobei der erste Tag nur ein Warm-up Tag war, bei dem nur die kleinste der drei Bühnen bespielt wurde, was der Stimmung aber keinen Abbruch getan hat.
Hauptbühne und die ähnlich große mittlere Bühne waren quasi direkt nebeneinander aufgebaut, sodass man immer sehr kurze Wege und so gut wie immer eine sehr gute Sicht hatte. Bemerkenswert war auch das Gelände an sich, da sich nur wenige Meter vor den Bühnen ein kleiner Hang/Hügel erstreckte, dessen Plätze teilweise beliebter als die in den ersten Reihen waren.
Funfact am Rande: Bei den Scorpions saßen wir auf dem Hang, frontal mit perfekter Sicht auf die Bühne, ich kam aber in weniger als zwei Minuten in die erste Reihe :P. Klar, nur schräg an die Seite, wollte aber auch nur ein paar Fotos schießen, man hätte sich auch auch locker gen Mitte durchschlagen können.
Generell waren die Besucher sehr entspannt, was zum einen an der dänischen Mentalität, vermutlich aber auch am krassen Drogenkonsum gelegen haben mag. Da wurden Beine von Schaufensterpuppen als Trichter zweckentfremdet, selbst rüstige Rentner hatten regelmäßig Joints in der Hand und aus einem Nutellaglas wurde auch schnell mal eine Bong... Am Eingang gab es zwar die üblichen Kontrollen, auf dem Gelände habe ich die vier Tage aber gerade einmal zwei Cops gesehen, ansonsten "nur" viele Ordner, die auch gerne Crowdsurfer entgegennahmen.
Wie bereits erwähnt, war die Stimmung durchweg spitze, auch wenn man bei den Getränken zu Stoßzeiten teilweise mit 30 Minuten+ rechnen musste (oft aber auch gar keine Wartezeiten hatte).
Prügeleien - außer in den Pits ;) - habe ich keine gesehen, da waren alle so nett zueinander, dass sogar einige ihre Kids (freier Eintritt bis 12 Jahren) dabei hatten.
Am Rande erwähnenswert: Es gab auf dem Gelände eine Garderobe, in der man etwaige kleinere Rucksäcke oder Regenjacken etc. abgeben konnte, damit man sie nicht den ganzen Tag mit sich rumtragen musste.
Fazit:
Das Gesamtpaket hat mich insgesamt sehr überzeugt, da man einfach immer gut unterhalten wurde. Neben kostenlosen Freakshows waren auf dem Gelände auch immer fleißig Beerleader unterwegs, man konnte sich Bier "erheadbangen", es gab originelle Kostüme, Signierstunden einiger Bands, diverse Spiele in einem schattigen Waldstück, Fotospots mit Galgen, Pranger oder Guillotine und gegen den kleinen Hunger konnte man sich auch mal einen Schweinekopf gönnen. Theoretisch hätte man auch schrottreife Autos zertrümmern können, war mir aber zu anstrengend ;)
Am Ende des Tages lässt sich sagen, dass das Copenhell trotz seiner fünstelligen Besucheranzahl ein sehr familiäres und intimes Festival ist, das zudem ein großartiges Umfeld mit sehr viel Unterhaltung bietet :).
Copenhell Line-Up 2019 |