Dienstag, Juni 20, 2017

Jemen: Cholera, Hungersnöte und Flüchtlingslager

Anfang des Monats haben sich Freunde aus dem Jemen gemeldet, daher will ich mal wieder ein paar Zeilen über deren Situation schreiben.

Seit mehr als zwei Jahren bombardiert Saudi Arabien den Jemen zurück ins Mittelalter. Mehr als zwei Jahre Bürgerkrieg, und in Europa kriegt´s kaum einer mit. Ein Wahnsinn. Neben den Saudis mischt auch der Iran ordentlich mit, die Waffenlieferungen an die Rebellen gelten als offenes Geheimnis, aber darum geht´s mir heute gar nicht (Wer ein wenig mehr lesen will:
Mir geht es heute um die Situation außerhalb der Kriegsgebiete, in denen die Menschen nicht von Bombardements, sondern von Kriegsfolgen dahingerafft werden.

Cholera (Anteil tödlicher Verläufe an allen der WHO gemeldeten Cholerafällen: 2,3%)
In den vergangenen Wochen hat es tausende Fälle von Cholera gegeben, laut IKRK (Internationales Komitees des Roten Kreuzes) sind bereits hunderte Männer, Frauen und Kinder infolge der Krankheit gestorben. Stand Mitte Juni beläuft sich die Anzahl der Todesfälle auf über 900 Opfer, Ende des Monats werden es sicherlich weit über tausend sein, alleine am Sonntag und Montag sind 64 Menschen an der Infektionskrankheit gestorben. Nach Angaben des jemenitischen Gesundheitsministeriums sind 19 von 22 Provinzen betroffen, bis ich den Post hier veröffentliche, hat es die restlichen drei bestimmt auch erwischt.

Vom Hungertod bedroht
17 Millionen Einwohner – sprich zwei Drittel der Bevölkerung – können sich nicht mehr eigenständig mit Lebensmitteln versorgen. Von den 17 Millionen betroffenen Jemeniten befinden sich mehr als 2 Millionen Kinder, dazu kommen noch eine Million Schwangere und stillende Mütter. Mangelernährte Mütter. "Mangelernährt" mag jetzt nicht weiter tragisch klingen, ist aber nichts anderes als ein Euphemismus für verhungern...

Obdachlosigkeit
Kurz und knapp:
Mehr als drei Millionen Menschen wurden aus ihren Häusern vertrieben und leben heute in Flüchtlingslagern. Die Trink- und Abwasserleitungen funktionieren ja schon in den paar unversehrten Häusern kaum noch, die Lage in Flüchtlingslagern wird sicherlich nicht besser sein.

Fazit:
Die berühmtberüchtigte humanitäre Lage ist katastrophal, ich scheue mich auch nicht, im Arsch zu sagen. Mittlerweile sind über 50% der Gesundheitseinrichtungen zerstört, eine medizinische Infrastruktur gibt´s quasi nicht mehr und Millionen - eine Zahl, die man sich nur sehr selten vorstellt - haben ihr Zuhause verloren (Man stelle sich mal vor, innerhalb kürzester Zeit wäre ganz Frankfurt obdachlos, nicht so geil, oder? Und FFM ist nicht mal eine Millionenstadt). Ach ja, die prognostiziete Zahl der Cholerafälle liegt bei 300.000...


PS: Den Freunden aus dem Jemen geht es nicht gut, aber immerhin sind sie aktuell wohlauf. Trotz Problemen wie
  • eine Schule für die beiden Kids zu finden
  • Ein Krankenhaus zu finden, da einer der beiden leider operiert werden musste
  • Leukämiepatienten in der Familie/im Haus
nehmen sie sich die Zeit, ein kurzes Update zu schreiben, liebe Grüße zu wünschen und zu fragen, ob es allen gut geht. Nicht ein Wort des Klagens, kein einziges, obwohl es mehr als einen Grund geben würde, sich tagtäglich in den Schlaf zu heulen.

Ich hoffe inständig, dass diese Tapferkeit und Willensstärke eines Tages belohnt wird. Es passiert so viel hässliches in der Welt, da muss doch auch mal was gutes kommen...

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