Dem ein oder anderen wird der Name noch etwas sagen: Harald Schmidt, auch wenn seine Glanzzeiten schon fast 20 Jahre zurückliegen. Ich kenne ihn noch als amüsanten Moderator, wobei er aktuell - wenn er (medial) überhaupt noch erwähnt wird - eher durch Anecken auffällt.
Lange war von der Bildfläche verschwunden, quasi im Vorruhestand, unter dem Radar eben. In letzter Zeit liest man wieder etwas mehr über ihn, allerdings fast immer polarisierend. Gestichelt hat er schon immer gerne und ich vermute, dass er die Reaktionen über sein Verhalten sichtlich genießt.
Sicher, einige seiner Äußerungen oder Besuche sind umstritten, meiner Meinung nach aber nicht per se bedenkenswert. Ich hätte mich jetzt nicht unbedingt mit Hans-Georg Maaßen oder Matthias Matussek ablichten lassen, aber provokant war er schon immer und ich denke nicht, dass er mit denen in einer Telegramgruppe ist. Bei der Impfddebatte hat er damals auch schon bewusst seinen Impfstatus offen gelassen, einfach nur, um ein bisschen ins Wespennest zu stechen ("Mittlerweile habe ich mir eine Olaf-Scholz-Formulierung überlegt: 'Ich bin auf einem guten und vernünftigen Weg, 2G zu erfüllen)
Er lässt auch kein gutes Haar an Liebling Jan Böhmermann ("Ich wusste schon früh, dass es Böhmermann als Moderator nie schaffen würde – aber dass er es als Krawallschachtel sehr weit bringen würde, wusste ich auch“) - den ich früher auch wirklich gut fand, mittlerweile aber nur noch selten schaue - und findet es übertrieben, dass ältere seiner Sketche mittlerweile als diskriminierend gelten. Ich weiß, schwieriges Thema, aber hierzu habe ich meinen Senf ja schon abgegeben.
Für mich ist er, mal mehr, mal weniger, Sinnbild eines klischeehaften alten weißen Mannes, der "früher war alles besser, die sollen sich alle mal nicht so anstellen" vertritt, sich mit der Rolle aber sehr gut anfreunden kann und sich daraus auch einen Spaß macht.
An dieser Stelle ein kleiner Disclaimer, falls mich jemand gar nicht kennen sollte und hier nicht halbwegs regelmäßig mitliest: Ich kann mit politischen Extremen null anfangen, weder rechts noch links.
Gestern dann nun ein neuer kleiner Knall seitens Schmidt in der Berliner Zeitung: "Harald Schmidt über AfD und BSW: „Ich verstehe die Aufgeregtheit nicht"! Und wisst ihr was? Die Aufregung verstehe ich, aber seinen Grundgedanken unterschreibe ich. "Wahlergebnisse sind immer ein Zeichen dafür, dass wir eine tolle Demokratie haben. Nur viele sind mit den Wahlergebnissen nicht einverstanden." Und genau so ist es! Ich kann nur schwer nachvollziehen, wie man bspw. die AfD wählen kann, aber ich finde es gut, dass diejenigen, die diese "Alternative" wirklich gut finden, diese auch wählen können. "Wenn ich das nicht will: Wahlen abschaffen oder Ergebnis vorher festlegen. Wenn solche Ergebnisse unerwünscht seien, dann müsse man eine Politik machen, dass solche Wahlergebnisse nicht zustande kommen". Meiner Meinung nach wieder on Point.
Ich finde das ja auch blöd, besonders im Osten, wo die AfD vermutlich zeitnah die Landesregierung stellen könnte. Aber was nützt jammern und lamentierten? Nichts. Und auch wenn es überheblich ist, zitiere ich einen gar nicht so alten Post, da der schon viel aussagt:
"Für´s Protokoll: Keiner will von rechten Idioten regiert werden, ich auch nicht. Wenn es nach mir geht, will ich die auch nie in der Regierung haben und ich werde die sicherlich auch nie wählen. Fakt ist aber, dass sie fast jede 6. Stimme bekommen, und in einem demokratischen Rechtsstaat muss man auch mit persönlich unschönen Wahlergebnissen leben. Und statt mit dem Finger zu zeigen und die Nazikeule zu schwingen, sollten alle anderen Parteien endlich wieder anfangen, Argumente für sich und nicht gegen andere zu sammeln. Wir sind das geringere Übel, bitte wählt uns, dass ist doch keine Politik."
-> Keiner muss AfD oder BSW wählen und jeder darf es auch uncool finden, dass sie in Teilen doch sehr seltsame politische Auffassungen haben. Aber so ist es halt in einer Demokratie, nicht jeder ist immer mit allem einverstanden. Wer in allen Bereichen des Lebens Toleranz einfordert, sollte mal überlegen, ob man auch selbst allem gegenüber immer so tolerant wie wünschenswert ist. Daran muss man sich dann schlussendlich auch messen lassen.